Mexiko-Projekt CACTUS
Rundbrief
Weihnachten
2005
Bild: Regenrückhaltebecken im
„Öko-Park“ von Ocotlán
Spendenkonto:
Nr. 0100 466 181, Sparda-Bank Köln, BLZ 370 605 90
Rosemarie Griebel-Kruip, Gerhard Kruip
Lukas Kruip, Anna Kruip
Birkenweg 10
D-30974 Wennigsen
Tel. 05103-7668
Weihnachten 2005
Liebe Freunde/innen, Bekannte und Verwandte!
Schon wieder ist ein
Jahr vergangen und wir senden Euch/Ihnen unseren jährlichen Gruß kurz vor
Weihnachten mit aktuellen Informationen zu unserem Mexiko-Projekt. Euch/Ihnen
allen ganz herzlichen Dank für Eure/Ihre großzügige Unterstützung und Eure/Ihre
Verbundenheit mit uns und unserem Projekt. CACTUS war in diesem Jahr besonders
erfolgreich und hat viel auf den Weg gebracht. Die wichtigsten Ereignisse und
Entwicklungen sind nachzulesen auf den folgenden Seiten.
Selbstverständlich
würden wir uns sehr freuen, von dem einen oder der anderen von Euch/Ihnen noch
eine Spende zu Weihnachten oder zum Jahreswechsel zu bekommen. Unsere Freunde
in Oaxaca können das Geld für ihre Projekte im Dienste der Armutsbekämpfung,
der Bildung und des Umweltschutzes gut gebrauchen!
Wie die
meisten von Ihnen/Euch wissen, war Lukas von Januar bis Mitte Dezember für
insgesamt elf Monate in Mexiko. Er ist inzwischen wohlbehalten wieder zurück.
Er hat in Tziscao im Süden Mexikos an der Grenze zu Guatemala an verschiedenen
Aktivitäten einer Kaffeebauerngenossenschaft mitgearbeitet. Es war für ihn ein
Jahr sehr guter und interessanter Erfahrungen, über die er auch in dieser Broschüre
einen kurzen Bericht gibt.
Im Oktober
war unser Freund Johannes Meier mit einer Gruppe von Studenten/innen und
Kollegen/innen aus der Universität Mainz zu einer Studienreise in Mexiko und
hat bei dieser Gelegenheit auch unser Projekt besucht. Sie waren begeistert.
Wir haben
noch eine weitere gute Nachricht: Luz Elena, Antonio und ihre drei Kinder
Pablo, Pedro und Franciso werden im Sommer 2006 einen Besuch in Deutschland
machen - 20 Jahre nach dem ersten Besuch im Jahre 1986. Das ist bestimmt eine
gute Gelegenheit auch für Euch und Sie, sie und dadurch das Projekt CACTUS
besser kennen zu lernen. Sie kommen voraussichtlich am 12. Juli und bleiben
vier bis fünf Wochen. Wir planen Begegnungen mit Euch/Ihnen an verschiedenen
Orten, wahrscheinlich in Hannover, Würzburg, Mainz, Essen und Nürnberg. Antonio
und Luz Elena schrieben uns: „Wir halten Vorträge über den Kindergarten und das
Wasserprojekt in Ocotlán, wo immer ihr wollt.“ So bald wir genaueres wissen,
werden wir Sie/Euch dazu einladen und würden uns sehr freuen, Euch und Sie bei
dieser Gelegenheit wiederzusehen!
Mit
herzlichem Gruß aus der wunderschön verschneiten Wennigser Mark und unseren
besten Wünschen für ein Frohes Weihnachtsfest und ein Gutes Neues Jahr 2006!
Rosemarie Griebel-Kruip,
Gerhard Kruip, mit Lukas
und Anna
P.S. Wie in jedem Jahr, werden wir die Spendenquittungen für alle Spenden des Jahres 2005 im Januar oder Februar 2006 versenden und bitten deshalb noch um etwas Geduld.
Die Arbeit von CACTUS 2005
Das Jahr 2005 war für die Arbeit von CACTUS sehr
erfolgreich. Wir berichten auf der Grundlage des ausführlichen Berichts von Luz
Elena und Antonio über die verschiedenen Tätigkeitsfelder:
1. Kindergarten Niláhui in Ocotlán
Die seit Jahren kontinuierlich fortgeführte
Arbeit des Kindergartens wurde auch im Jahr 2005 fortgesetzt. Etwa 80 Kinder
werden in drei Gruppen betreut und intensiv auf die Schule vorbereitet. Luz
Elena trifft sich wöchentlich mit den Erzieherinnen, um die Arbeit ständig zu
reflektieren und zu verbessern. Reihum übernehmen Mütter die Vorbereitung eines
Frühstücks für die Kinder, was erheblich zu einer ausgewogenen Ernährung der
Kinder beiträgt. Begleitend zum Kindergarten gibt es eine „Elternschule“:
regelmäßige Elternabende, bei denen Fragen der Erziehung, der Ernährung, des
Zusammenlebens in der Familie usw. besprochen werden. 80% der Spendengelder
fließen direkt in die Bezahlung der Kindergärtnerinnen und kommen dadurch den
armen Kindern zugute. Derzeit bemüht sich der Kindergarten um die offizielle
staatliche Anerkennung.
2. Genossenschaftsbank von Ocotlán
Die von CACTUS angestoßene Genossenschaftsbank
ist auch im Jahr 2005 weiter gewachsen: Mittlerweile ist die Zahl der
„Genossen“ auf 3400 angestiegen. Sie ist ökonomisch so erfolgreich, dass sie
auf der Basis einer demokratischen Entscheidung in der Vollversammlung beschließen
konnte, der Gemeinde Ocotlán mit 10% des erzielten Jahresgewinns eine
wissenschaftliche Studie zu den Wasserproblemen in Ocotlán zu finanzieren. Die
Studie kostete 172.000 Pesos (ca. 14.000 Euro) und bildet die Grundlage des
Wasserprojekts für Ocotlán.
3. Wasser für Ocotlán
Der Wassermangel ist eines der größten Probleme
für die Bewohner/innen von Ocotlán. Selbst diejenigen, die eine Wasserleitung
im Haus installiert haben, haben nur jeden dritten Tag Wasser. Die anderen
müssen öffentliche Wasserhähne aufsuchen und das Wasser nach Hause tragen.
Während der Hitzezeit (Februar bis Mai) müssen viele Familien Wasser in
Kanistern oder Flaschen kaufen, was sehr teuer ist.
Zusammen mit „Ocotlán Jetzt“, einem Verein, der aus
der Erwachsenenbildungsarbeit von Nacho (Ignacio Franco) hervorgegangen ist,
arbeitet CACTUS an einer Verbesserung der Situation. Der erste Schritt bestand
darin, einen Experten (den Ingenieur Jesús Muñoz Barbosa aus Tehuacan, Puebla)
zu engagieren, der im Februar und März 2005 eine sehr detaillierte wissenschaftliche
Studie zum Wasserproblem erarbeitete, die von der Genossenschaftsbank in
Ocotlán finanziert wurde. Auf Grund seiner Ergebnisse sollen jetzt 36
verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um an mehreren Stellen
Wasserrückhaltebecken und Staudämme zu bauen, durch die während der Regenzeit
das Grundwasser wieder aufgefüllt werden soll, so dass die Brunnen wieder
Wasser führen.
Dank der überzeugenden Vorschläge war die
Gemeindeverwaltung bereit, für 900.000 Pesos (72.000 Euro) eine erste dieser Maßnahmen,
nämlich einen Staudamm für den Fluß Ocotlán zu errichten. Dank der kostenlosen
Ausleihe eines Baggers konnte außerdem eine große Summe eingespart werden. Für
einen zweiten Staudamm, dessen Bau schon begonnen wurde, wurde der Verein
„Ocotlán Jetzt“ von der Gemeinde beauftragt. CACTUS und „Ocotlán Jetzt“ präsentierten
das Projekt bei einem regionalen Vorbereitungstreffen für das vierte
Weltwasserforum so erfolgreich, dass sie wahrscheinlich zu diesem
Weltwasserforum eingeladen werden, das vom 16.-22.3.2006 in Mexiko-Stadt
stattfinden wird (vgl. www.worldwaterforum4.org).
Außerdem wurden dem Verein „Ocotlán Jetzt“ 50 Hektar Land geschenkt, um dort einen
Öko-Park zu errichten. Schon jetzt wurden dort etwa 4000 Bäume gepflanzt und
ein Wasserrückhaltebecken zur Bewässerung errichtet.
4. Erwachsenenkatechese
Auch auf diesem Gebiet gab es einige
Fortschritte. Nacho (Ignacio Franco) hat seine Aktivitäten auf insgesamt fünf
Pfarreien ausgeweitet (Ocotlán, San Antonino, Mitla, Santiago Apóstol,
Asunción) und hat in seinen Kursen (wöchentlich 2 Stunden) insgesamt etwa 3000
Teilnehmer. Wie jedes Jahr ist Nacho derzeit wieder für sechs Monate in
Kalifornien, um dort mit mexikanischen Migranten zu arbeiten. Antonio arbeitet
mit seinem Kurs von etwa 250 Erwachsenen in einer Gemeinde in Oaxaca. Ein
wichtiges Ergebnis der „solidarischen Katechese“ besteht darin, dass sich die
Teilnehmer/innen in 33 kleinere Gruppen aufgeteilt haben, um zwei soziale
Projekte, die „Stadt der Kinder“ (ein Heim für 150 Straßenkinder) und die
„Estancia Fraternidad“, eine Herberge für Indígenas in Oaxaca (wo sie wohnen,
wenn Angehörige ins Krankenhaus müssen oder Behördengänge zu erledigen haben)
zu besuchen und finanziell zu unterstützen. So kamen für die „Stadt der Kinder“
75.000 Pesos (6.000 Euro) und für die Herberge 100.000 Pesos (8.000 Euro)
zusammen. Übrigens: Der Priester José Miguel Pérez, der die „Stadt der Kinder“
gegründet hat und leitet, bekam im Jahr 2005 den Nationalen Menschenrechtspreis,
überreicht durch Präsident Fox.
5. Famlienkatechismus und Wahlüberwachung
Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass Antonio
sein drittes Buch zur religiösen Bildung für das „Movimiento Familiar
Cristiano“ (Christlicher Mexikanischer Familienbund) fertig gestellt hat. Es
hat eine Auflage von 200.000 Exemplaren und wird für die Erwachsenenkatechese
in Mexiko, Guatemala, El Salvador, Panama und Costa Rica benutzt. Außerdem ist
Antonio wieder (wie im Jahr 2000) zum Mitglied der Wahlbeobachtungskommission
des Instituto Federal Electoral (IFE) für Oaxaca gewählt worden, um die
Einhaltung demokratischer Prinzipien bei den Präsidentschaftswahlen im Juli
2006 mit zu überwachen.
Verwendung der Spendengelder
Wir rechnen bis Jahresende mit
Spendeneingängen von insgesamt etwa 8.000 Euro für 2005. Außerdem stand aus dem
Jahre 2004 noch eine Rücklage von 2.800 Euro zur Verfügung. Dank des bei der
letzten Überweisung noch höheren Wechselkurses sind dies dann insgesamt etwa
140.000 Pesos. Mit diesem Geld werden vor allem die drei Kindergärtnerinnen mit
monatlich 2.000 Pesos (160 Euro) (für 13 Monate im Jahr) finanziert und auch
Antonio und Luz Elena bekommen zusammen eine Aufwandsentschädigung für ihre
Arbeit in Höhe von 2000 Pesos monatlich. Außerdem wurden für Ausgaben im
Zusammenhang mit der „Solidarischen Katechese“ 11.000 und dem Wasserprojekt in
Ocotlán 13.000 Pesos ausgegeben. Damit bleiben 12.000 Pesos für das Jahr 2006.
Elf Monate im Süden Mexikos
Bericht von Lukas Kruip
Am 18. Januar dieses Jahres kam ich in Mexiko an
und verbrachte den ersten Monat in Oaxaca bei Luz Elena und Antonio. Dort
besuchte ich einen dreiwöchigen Sprachkurs um mir Grundkenntnisse im Spanischen
anzueignen. Nach dieser schönen Zeit fuhr ich nach Chiapas, dem südlichsten
Bundesstaat von Mexiko, wo ich 2004 Kontakte zu dem Soziologen Fernando Limon
Aguirre geknüpft hatte. Über ihn entstand der Kontakt zu P.A.S. in Tziscao
(Productores Alternativos de la Selva), einer Kooperative von Kleinbauern, die
biologischen Kaffee produziert.
Tziscao ist ein kleines Dorf mit etwa 1200
Einwohner an der Grenze zu Guatemala in der Region der Lagos de Montebello,
einem Nationalpark, der etwa 60 wunderschöne Seen beherbergt. Ich arbeitete
zusammen mit den Bauern im Dorf, die mich sehr freundlich und interessiert aufnahmen
auf den Kaffee und Maisfeldern und lernte die Produktionsschritte des
Kaffeeanbaus von der Ernte bis zur getrockneten Bohne kennen.
Rote
Kaffeebohnen vor dem Pflücken
Außerdem erstellte ich eine Internetseite und
verschiedene Broschüren und Prospekte für die Kooperative, die sich auch um die
Bereiche Umweltschutz, Wahrung indigener Kultur und Sprache und Verbesserung
der Lebensbedingungen in Tziscao bemüht. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in
der Region sind sehr schwierig, was unter anderem an den niedrigen Kaffeepreisen
der vergangenen Jahre liegt. Viele Menschen werden deshalb in die Migration
getrieben. Regelmäßig machen sich gerade junge Männer in meinem Alter auf den gefährlichen
Weg in die USA, um dort zu arbeiten. (Etwa 150 Personen aus Tziscao sind
derzeit in den USA, nahezu alle illegal.)
Doch es fehlt nicht nur an Arbeit. Weitere
Probleme der Region sind z.B. die Erosion der Böden, verursacht durch
Abholzung. Hinzu kommen Mangelernährung, Alkoholismus, schlechter Zugang bzw.
fehlende finanzielle Mittel für medizinische Leistungen. Eine nennenswerte
Verbesserung der Lebensverhältnisse hat es auch unter Fox, selbst wenn ich nur
für Chiapas sprechen kann, nicht gegeben.
Nichtsdestotrotz fand
ich wunderbare Menschen mit einer unglaublichen Gastfreundschaft und, nachdem
ich zunächst noch der „Gringo“ war, wurde ich bald zu „Amigo Lukas“
Nach der Kaffeeernte arbeitete ich mit der NGO Edupaz auf einer Baustelle für eine Klinik, die auf traditioneller Medizin basieren soll, sozusagen als Gegenleistung dafür, dass ich in Tziscao in einem Haus wohnen durfte, gemeinsam mit Mexikanern und Italienern, die in verschiedene Projekte und Organisationen in der Region eingebunden waren.
So reiste ich auch in andere Dörfer wo mein besonderes Interesse der zapatistischen Bewegung galt, die in diesem Jahr auch wieder auf nationalem Niveau von sich hören ließ. Mit der 6. Deklaration aus der Selva Lacandona wurden linke Gruppen aus ganz Mexiko aufgefordert, sich in Chiapas zusammenzufinden und dort über die Schaffung einer breiten Opposition zu beraten.
Zu Hunderten folgten sie dem Aufruf. Im Januar 2006 wird die Otra Campaña starten (andere Kampagne, in Anspielung auf die millionenschweren Wahlkampagnen der Präsidentschaftskandidaten), in deren Verlauf eine Delegation der EZLN (Zapatistische Armee der nationalen Befreiung) durch ganz Mexiko reisen wird und sich mit verschiedenen Gruppen treffen wird, um über Möglichkeiten im Kampf für Selbstbestimmung und Gerechtigkeit zu beraten.
Versammlung der EZLN,
6.August 2005
Dieser Marsch wird von der EZLN ohne Waffen und komplett pazifistisch durchgeführt. Außerdem wird im Sommer nächsten Jahres wieder ein intergalaktisches Treffen mit Gruppen und Organisationen aus der ganzen Welt stattfinden.
Alles in allem war es für mich ein großartiges
Jahr mit vielen unvergesslichen Erfahrungen und vielen neuen Freunden. Eine derartige
Reise kann ich nur jedem empfehlen.
Hier noch einige Internetlinks für
Informationshungrige:
www.ezln.org.mx
Offizielle Internetseite der EZLN
www.chiapas.ch
Deutschsprachige Internetseite zum Thema Chiapas
http://www.ila-web.de/ezln/ezln.htm
deutschprachige Infoseite der ILA
Lateinamerika
Die Seite des Café Tziscao, ab
Weihnachten online
Zur
Situation Mexikos 2005
Nach fünf Jahren Regierung Fox ist die
makroökonomische Lage weiterhin stabil. Das Wirtschaftswachstum ist zwar nicht
so hoch, wie von ihm während seines Wahlkampfes im Jahr 2000 versprochen, liegt
aber immerhin real zwischen 3 und 3,5%. Dadurch ist auch das Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf deutlich gestiegen und liegt jetzt bei 7.200 US-Dollar pro Kopf.
Die Inflation ist unter
Kontrolle (in 2005 4,3%), der Wechselkurs relativ stabil. Auch die
Auslandsverschuldung ist kaum gestiegen, im Verhältnis zum BIP sogar leicht
gesunken. Dazu haben natürlich auch die hohen Rohölpreise erheblich
beigetragen.
Dank des
Armutsbekämpfungsprogramms „Oportunidades“ ist die Armutsquote leicht von 54%
auf 50% gesunken, was aber für ein im Grunde reiches Land immer noch skandalös
hoch ist.
Die Ungleichheit ist
extrem. So gibt es in Mexiko eben nicht nur viele Millionen Menschen, die am
oder unter dem Existenzminimum leben, auch der viertreichste Mann der Welt, der
Unternehmer Carlos Slim ist Mexikaner. Er besitzt dank seines de-facto-Monopols
über den mexikanischen Telefon-Markt inzwischen 22 Milliarden US-Dollar.
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung in Mexiko sind weiterhin hoch. Es gibt
viele relativ gut ausgebildete junge Leute, die aber selten eine ihrer
Ausbildung entsprechende Arbeit finden, was die Migration in die USA ansteigen
lässt.
Es fehlen
Strukturreformen zu Verbesserung des Steuersystems (die Steuerhinterziehungsquote
wird auf 50% geschätzt), des Arbeitsmarktes und der Energiewirtschaft. Vor
allem müssten stärkere Anstrengungen unternommen werden, um ein gutes und
effizientes Funktionieren der staatlichen Institutionen sicherzustellen.
Aber immerhin hat die
Regierungszeit von Fox, dem ersten Präsidenten seit vielen Jahrzehnten, der
nicht der PRI angehört, dem Land erhebliche Fortschritte gebracht, so z.B. eine
höhere Transparenz in der Verwendung öffentlicher Mittel, eine besser
funktionierende Gewaltenteilung und eine größere Pressefreiheit sowie einen
wohl unumkehrbaren Demokratisierungsprozess.
Da im nächsten Jahr
Präsidentschaftswahlen anstehen, wird die politische Lage wieder spannend, was
natürlich auch Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in sich trägt. Da wegen
des strengen mexikanischen Prinzips der Nicht-Wiederwahl Fox nicht mehr
kandidieren darf, steht seitens der PAN Felipe Calderón zur Wahl. Die PRI
schickt Roberto Madrazo ins Rennen. Die besten Aussichten hat derzeit jedoch
der beliebte Linkspolitiker der PRD, der frühere Bürgermeister von Mexiko-Stadt
Andrés Manuel López Obrador, genannt AMLO. Es ist sehr zu hoffen, dass die
übliche, mit dem Ende einer Regierungsperiode verbundene wirtschaftliche Krise
dieses Mal ausbleibt.
Zum Schluss noch ein Hinweis: Die von Gerhard
Kruip geleitete „Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik“, die
der Kommission X Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz zugeordnet ist, hat
eine Stellungnahme zum Thema „Ökonomisch motivierte Migration zwischen
nationalen Eigeninteressen und weltweiter Gerechtigkeit“ erarbeitet. Sie kann
beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz bestellt oder auf deren
Homepage www.dbk.de heruntergeladen werden.