Mexiko-Projekt CACTUS
Rundbrief
Weihnachten
2001
Spendenkonto: Nr. 0100 466 181, Sparda-Bank Köln, BLZ 370 605 90
Rosemarie Griebel-Kruip
Gerhard Kruip
Birkenweg 10
D-30974 Wennigsen
Tel. u. Fax: 05103-7668
Weihnachten 2001
Liebe Unterstützer/innen unseres Mexiko-Projektes,
liebe Freunde/innen, Bekannte und Verwandte!
Mit diesem Rundbrief geben wir
wieder Informationen aus der Arbeit von CACTUS weiter, wie wir sie von unseren
Freunden aus Oaxaca, Luz Elena Moctezuma und Antonio González erhalten haben. Wir bedanken uns auch in deren Namen sehr
herzlich bei Euch/Ihnen für die Spenden, die wir im Jahr 2001 bekommen
haben. Es waren wieder fast 20.000 DM oder 10.000 €, die vor allem verwendet
wurden, um die Erzieherinnen des Kindergartens Niláhui in Ocotlán zu bezahlen.
Gerhard ist ja im Februar 2001 dort gewesen. Wir erinnern an unseren Rundbrief
zu Ostern, in dem Gerhard von seiner Reise berichtet hat.
Wie in jedem Jahr, werden
wir die Spendenquittungen für alle Spenden des Jahres 2001 im Januar oder
Februar 2002 versenden und bitten deshalb noch um etwas Geduld.
Ab 1.1.2002 werden alle Banken
den Zahlungsverkehr nur noch in Euro abwickeln. Wir bitten diejenigen unter
Euch/Ihnen, die uns ihre Spenden regelmäßig per Dauerauftrag zusenden, den
Betrag vielleicht so zu runden, dass keine allzu krummen Zahlen dabei
herauskommen. Das würde uns jedenfalls die Buchhaltung und auch die Ausstellung
von Spendenquittungen erleichtern. Trotz unseres Umzugs wollen wir vorerst an
dem bisherigen Spendenkonto bei der Sparda-Bank Köln festhalten.
Nach dem euphorisch
bejubelten Ende der PRI-Herrschaft durch den Wahlsieg von Vicente Fox im Jahr
2000 war das Jahr 2001 ein Jahr der enttäuschten Hoffnungen. Auch wenn der
Wechsel viele positive Seiten hatte, die nicht unterschlagen werden dürfen,
wird doch mehr und mehr klar, dass auch die Möglichkeiten des neuen Präsidenten
begrenzt sind, zumal vor dem Hintergrund des Konjunktureinbruchs in den USA,
der ja durch die furchtbaren Ereignisse des 11. September noch einmal verstärkt
worden ist. Da Mexiko wirtschaftlich von den USA sehr abhängig ist, spürt es
deutlich das Ende der Wachstumsphase.
Persönlich geht es uns ganz
gut, wenngleich wir sicher mehr arbeiten, als uns langfristig gut tut.
Rosemarie hat einige Bücher übersetzt, die Kinder spüren die höheren
Leistungsanforderungen an der Schule und Gerhard hat am Forschungsinstitut für
Philosophie (vgl. www.fiph.de) so viele
Projekte begonnen, dass für die Familie wenig Zeit bleibt.
Dieser Rundbrief ist ja auch
unser alljährlicher persönlicher Weihnachtsgruß. Wir wünschen Euch/Ihnen von
Herzen Frohe Weihnachten, ein Gutes Neues Jahr 2002 und hoffen, dass es viele
Gelegenheiten zum Wiedersehen auch im nächsten Jahr gibt. Wir freuen uns
jedenfalls auch immer über Besuche hier bei uns in der Wennigser Mark.
Mit herzlichem Gruß!
Rosemarie Griebel-Kruip,
Gerhard Kruip
mit Lukas und Anna
P.S. An diejenigen, von
denen wir ein e-mail haben, versenden wir unsere Broschüre auf elektronischem
Weg - allerdings ohne Bilder. Bitte melden, wer die Broschüre als „hard-copy“
bekommen möchte. Luz Elena und Antonio haben uns eine kleine Zahl von
Broschüren zur Umwelterziehung zugesandt, die wir den regelmäßigen
Spendern/innen und anderen unter Ihnen/Euch, bei denen wir besonderes Interesse
vermuten, beigelegt haben. Wenn dies sonst noch jemand wünscht, bitten wir um
Mitteilung.
Die Arbeit von CACTUS 2001
Wie in den letzten Jahren
lag der Schwerpunkt der Arbeit von CACTUS in der Förderung und Begleitung
verschiedener basisorientierter Initiativen, die von CACTUS teilweise schon
seit Jahren betreut werden. Das Hauptziel ist wie bisher, die Menschen darin zu
fördern, ihre Probleme selbst zu lösen, ihre Lebenssituation zu verbessern und
Mitverantwortung für die notwendigen politischen Prozesse in Richtung eines
demokratischeren und gerechteren Mexiko zu übernehmen.
Einige Schwerpunkte der
Arbeit seien besonders herausgestrichen:
Der bisherige Bürgermeister
von Ocotlán war aus der von Antonio und Luz Elena betreuten christlichen
Basisgruppe hervorgegangen und hat sein Amt drei Jahre lang erfolgreich
verwaltet, was sich u.a. in einer neuen Markthalle und einer Kläranlage
niederschlug, übrigens der einzigen wirklich funktionierenden Kläranlage
Oaxacas (mit einer Leistung von 1,3 Millionen l Wasser täglich) außerhalb der
Touristenzonen am Pazifik. Antonio und Luz Elena haben ihn dabei tatkräftig
unterstützt. Bei meinem Besuch habe ich (Gerhard) diesen sympathischen Mann
ebenfalls kennen lernen können. Antonio schreibt, dass er ein leuchtendes
Beispiel dafür ist, was alles in Mexiko erreicht werden könnte, wenn die
politischen Posten mit ehrlichen, dem Gemeinwohl verpflichteten und kompetenten
Personen besetzt würden. Da in Mexiko auch bei den Bürgermeistern nach nur
dreijähriger Amtszeit das Prinzip der Nicht-Wiederwahl gilt (was höheren Ebenen
eine stärkere Kontrolle der ohnehin sehr begrenzten kommunalen Selbstverwaltung
erlaubt), musste in diesem Jahr ein guter Nachfolger gefunden werden. Es
gelang, mit Antonio Sánchez wieder einen Gegenkandidaten gegen die PRI aufzustellen,
der die Wahl knapp für sich entscheiden konnte. Antonio und Luz Elena haben
große Hoffnungen in diesen Lokalpolitiker, u.a. wünschen sie sich, dass er die
Zusammenarbeit mit CACTUS hinsichtlich eines verbesserten Umweltschutzes in
Ocotolán fortsetzt.
Diejenigen, die uns schon
länger mit Spendengeldern unterstützen, werden sich daran erinnern, dass wir
1993 über die Errichtung von Trockenklos in dem immer wieder unter Wassermangel
leidendem Kleinstädtchen Ocotlán berichtet haben. Das war der Beginn des ökologischen
Engagements von CACTUS. Antonio und Luz Elena haben den Bau der bereits
erwähnten Kläranlage immer wieder eingeklagt, dem Bürgermeister mit Kontakten
zu Experten und mit politischer Rückendeckung unter die Arme gegriffen. Die
grün-weiße Broschüre „Rescate ecológico de Ocotlán“, die wir teilweise diesem
Rundbrief beigelegt haben, ist ebenfalls das Werk von CACTUS. Sie leistet in
didaktisch gut gelungener Weise Basis-Bewusstseinsbildungsarbeit zu
ökologischen Problemen wie dem Wassermangel, der Behandlung von Abwässern und
der notwendigen Wiederaufforstung. Auf S. 13 finden sich 10 ökologische
Ratschläge für den Alltag und am Ende eine Zusammenstellung von
umweltorientierten Aktivitäten von Ocotlán. Diese Broschüre wurde in 40 Schulen
in 120 Gruppen von Schülern/innen im unterricht verwendet. Die Lehrer/innen
wurden dafür von CACTUS eigens geschult. Erst vor kurzem (8.-9.12.01) führte
CACTUS in Ocotlán einen „Ökologischen Kinder- und Jugendgipfel“ mit 200
Teilnehmern/innen durch - mit Spielen, Podiumsdiskussionen, einer Führung durch
die Kläranlage und der Verleihung von Preisen für ökologische Schülerprojekte.
Anwesend war auch der Direktor des Staatlichen Umweltinstituts von Oaxaca, der
diesen Aktivitäten seine Unterstützung zusagte, sie als exemplarisch für den
gesamten Bundesstaat Oaxaca einstufte und vorschlug, mit den Möglichkeiten der
Bewässerung durch die gereinigten Abwässer einen „Öko-Park“ zu errichten.
Der Kindergarten in Ocotlán,
den Gerhard im Februar besuchte, hat seine Arbeit kontinuierlich fortgeführt.
Inzwischen werden dort 66 Kinder betreut und unterrichtet. Luz Elena arbeitet
weiter in der Begleitung der drei Erzieherinnen des Kindergartens. Sie bekommen
ihre Gehälter aus unseren Spendenmitteln, wofür der größte Teil der Gesamtsumme
aufgewandt wird. Es bestünde Bedarf an weiteren solchen Kindergärten in
Ocotlán, jedoch müsste dafür die Frage der kontinuierlichen Bezahlung der
Erzieherinnen gelöst werden. Antonio meint, es könnten sich vielleicht
Möglichkeiten des Sponsoring durch die Genossenschaftsbank von Ocotlán ergeben.
Genossenschaftsbank
in Ocotlán
Die Genossenschaftsbank ist
eine Gründung von CACTUS (1992) und entwickelt sich weiterhin sehr erfolgreich.
Der Umsatz ist von 11 Millionen Pesos in 2000 auf 18 Millionen Pesos in 2001
gestiegen. Der Leiter der Genossenschaftsbank in Ocotlán ist inzwischen
Präsident der Vereinigung der Genossenschaftsbanken in Oaxaca, die zusammen 25
Zweigstellen und 33.000 Mitglieder haben.
Antonio ist sowohl auf
diözesaner wie auf nationaler Ebene mit offizieller Beauftragung durch den
Bischof von Oaxaca bzw. die mexikanische Bischofskonferenz mit der Erarbeitung
von Kinder- und Jugendkatechismen befasst, die er auch im konkreten eigenen
Katechismus-Unterricht, zur Zeit in einer Gemeinde in Oaxaca-Stadt, ausprobiert
und weiterentwickelt. Die bereits erarbeiteten ersten Bände haben eine sehr
große Verbreitung gefunden.
Bei meinem Besuch im Februar
2001 habe ich mich selbst davon überzeugen können, wie erfolgreich die Arbeit
von CACTUS ist und wie wichtig es für Antonio und Luz Elena ist, dass sie auf
unsere kontinuierliche unbürokratische Hilfe zählen können. Wir freuen uns sehr
an der Arbeit von CACTUS und wünschen unseren Freunden dort weiterhin viel
Kraft und Mut für ihre Arbeit im Dienst der Armen.
Verwendung der Spendengelder
Wir haben 2001 knapp 20.000
DM an Spendengeldern bekommen und nach Mexiko überwiesen. Die Summe wurde wie
folgt verwendet:
68,9% für
die Bezahlung von drei Kindergärtnerinnen in Ocotlán (Mindestlohn),
22,9% für
die ökonomische Unterstützung von Luz Elena und Antonio (etwa je 1 Mindestlohn
für beide),
8,2% Kosten
für einen Fortbildungskurs für die Erzieherinnen des Kindergartens
Zur Situation Mexikos
Mexiko
durchlebt in Folge der Rezession in den USA einen massiven wirtschaftlichen
Einbruch. Nach einem sehr hohen BIP-Wachstum von 6,9% im Jahr 2000 muss für
dieses Jahr mit einem Rückgang des BIP von 0,3% gerechnet werden. In
Lateinamerika hat nur noch Argentinien mit -2,6% ein - allerdings erheblich -
schlechteres Wirtschaftsergebnis. Die Investitionen sind um 4% zurückgegangen.
Besonders betroffen ist die für den Export produzierende Maquiladora-Industrie,
die Ausfuhr ist um 10,5% gesunken, die Arbeitslosigkeit drastisch angestiegen,
wodurch auch die Binnennachfrage einbricht. Hier schlägt sich die durch das
Freihandelsabkommen mit den USA verstärkte Abhängigkeit vom nördlichen Nachbarn
massiv nieder (89% der Exporte gehen in die USA), die Mexiko freilich zwischen
1996 und 2000 auch ermöglicht hat, am anhaltenden Aufschwung in den USA
teilzuhaben. Die Anschläge vom 11. September beeinträchtigen auch den Tourismus
nach Mexiko. Wie auch weltweit wird erst ab Mitte 2002 mit einer Erholung
gerechnet. Eine gute Voraussetzung bietet der derzeit recht stabile Peso (1€ =
8,05 Peso). Aber für antizyklische Nachfrageimpulse fehlt dem Staat das Geld,
da der seit gut einem Jahr amtierende Präsident Fox eine wichtige Steuerreform
mit einer Ausweitung der Mehrwertsteuer und klareren Regelungen bei der
Einkommens- und Körperschaftssteuer gegen die verschiedenen Lobbygruppen und
eine Koalition von PRI und PRD nicht durch das Parlament gebracht hat. An
vielen Stellen hat man auch den Eindruck, dass die teilweise noch von der PRI
kontrollierten Verwaltungen und einige Regierungen von Bundesstaaten die
Politik von Fox sabottieren. Auch der derzeit niedrige Erdölpreis drückt die
Staatseinnahmen nach unten. Eine strenge Austeritätspolitik schafft zwar
Vertrauen in den mexikanischen Markt und die langfristigen Perspektiven, zwingt
aber in vielen Bereichen zu Ausgabenkürzungen.
Allmählich
beginnt die zunächst fast euphorische Stimmung zugunsten des neuen Präsidenten
Fox zu kippen; Enttäuschung macht sich breit. Zu seiner sinkenden Popularität
hat auch die Heirat mit seiner zweiten Frau Marta Sahagún beigetragen, weshalb
er von der Katholischen Kirche scharf kritisiert worden ist. Im nächsten Jahr wird
Fox weitere Misserfolge nicht mehr auf die US-amerikanische Rezession und die
Ereignisse vom 11. September schieben können. Trotz dieser Enttäuschung dürfen
die großen Fortschritte, die mit dem Sieg von Fox über die PRI einhergingen,
nicht übersehen werden: gestärkte Demokratie, zunehmend auch auf
bundesstaatlicher und kommunaler Ebene, effektivere Gewaltenteilung, besser
funktionierende Justiz, stärkere Beachtung der Menschenrechte. Obwohl Fox sich
anlässlich des „Marsches der
Zapatisten“ nach Mexiko-Stadt im Februar/März des Jahres für die Rechte der
Indios in Chiapas einsetzte, wurde das von den Zapatisten geforderte Gesetz zur
Autonomie der Indios so verwässert, dass es bislang nicht zu einer wirklichen
Friedensregelung gekommen ist.
Große
Defzite gibt es weiterhin in den Bereichen Sicherheit und Korruption. Eine
Studie von Transparency International ergab, dass Mexikaner im Durchschnitt 14%
ihres Einkommens für Bestechungsgelder ausgeben. Vor allem in Mexiko-Stadt gibt
es zunehmend Entführungen und Überfälle.
Trotz
dieser negativen Nachrichten sind Antonio und Luz Elena weiterhin überzeugt,
dass es im Jahr 2000 richtig war, für Fox zu stimmen, um der PRI-Herrschaft
eine Ende zu bereiten. Man könne nach 70 Jahren Diktatur einer Partei und einer
allgemeinen Kultur der Korruption nicht erwarten, dass die Verhältnisse unter
einem neuen Regime innerhalb eines Jahres in Ordnung gebracht würden.
Entsprechend äußerte sich kürzlich Carlos Fuentes und rief zur Geduld auf, da
es für die großen Probleme Mexikos keine schnelle Lösung geben könne.
Menschenrechtspreis für Don Samuel
Am 16. September 2001 erhielt der frühere
Bischof Samuel Ruiz von San Cristóbal de Las Casas den Menschenrechtspreis der
Stadt Nürnberg. Ich dokumentiere hier einen Auszug aus seiner Dankesrede. Ich
teile zwar nicht alle seine Einschätzungen, halte ihn aber weiterhin für eine
wichtige Stimme derjenigen, die sich bislang als Ausgeschlossene des
Globalisierungsprozesses empfinden. Der vollständige Text findet sich in
Weltkirche 7(2001), 169-172.
Das
Wirtschaftssystem der Globalisierung stellt sich uns als das neueste, das
einzige und das ultimative Wirtschaftssystem vor, denn man behauptet, dass alle
anderen, deren Realisierung eventuell möglich wäre, ja bereits im Laufe der
Geschichte getestet worden sind.
Die
Globalisierung hat infolge einer rasanten Konzentration des Reichtums eine
bisher nie dagewesene Verarmung mit sich gebracht. Zahlreiche Phänomene haben
sich immer mehr verschärft: die Automatisierung der Industrie, die zu Massenentlassungen,
Arbeitslosigkeit und Verarmung führt, der fast schon bis zur Erschöpfung
erfolgte Verbrauch der natürlichen Ressourcen; die Umweltverschmutzung, die
bereits eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben der Menschheit und des
Planenten selbst darstellt; die Produktion wird erhöht, während der Markt auf
Grund der Arbeitslosigkeit und der Wirtschaftskrise schrumpft; die
Auslandsschulden nehmen zu, aber auch - Gott sei Dank - die Proteste und die
Solidarität der Ersten mit der Dritten Welt.
Und
inzwischen [...] spannt das System den schützenden Schatten des Schirms des
Marktes noch weiter auf (außerhalb dessen gibt es keine Rettung), damit er
soweit wie möglich auch die besitzlosen Klassen mit einschließt. Dabei weiß man
gleichzeitig doch schon im voraus, dass der Schirm des Marktes vielen keinen
Unterschlupf gewähren wird - Menschen, die man dann nicht mehr als Besitzlose,
„An-den-Rand-Gedrängte“ oder „Unerfahrene“ bezeichnen wird, sondern als
Ausgeschlossene: das ist es: dem Tod Geweihte. Die verschiedenen
Spitzfindigkeiten oder wohlklingenden Namen, die man den verwendeten Mitteln
gibt, spielen dabei keine Rolle mehr. Ganz klar ist dabei aber eines: nicht
gegen die bestehende Armut muss man in erster Linie ankämpfen, sondern vielmehr
gegen die ungerechte Konzentration des Reichtums.
Aber
auch wenn noch keine vollständig ausgearbeiteten Vorschläge vorliegen, so
ertönt doch allmählich aus der Dritten Welt in Amerika, Afrika und Asien eine
stumme Klage, die diese so genannten „internationale Wirtschaftsordnung“
vehement ablehnt. Auf dem lateinamerikanischen Kontinent erheben diejenigen,
die im Keller des Gebäudes der Gesellschaft leben, die Ureinwohner in Ecuador,
Bolivien, Guatemala, Mexiko ... ihre Stimme und bieten die gemeinschaftlichen
Werte ihrer Kulturen für den Umbau des bestehenden internationalen
Wirtschaftssystems an. Und da es sie bereits gab, bevor sich die Länder auf dem
Kontinent herausbildeten, fordern sie die Anerkennung ihrer Existenz als
verschiedene Ethnien oder Völker, jedoch als jeweiliger integrativer
Bestandteil jener Länder.
Der
Kampf um die Anerkennung der indigenen Völker als solche, um die Wertigkeit
ihrer Sitten und Gebräuche, um ihre kollektiven Rechte, um ihre rechtmäßige
Autonomie hat Auswirkungen und Koinzidenzen im Hinblick auf das, was sich hier
in der europäischen Welt abspielt, in der die verschiedenen Immigrantengruppen
aus Asien, Afrika und Amerika physisch präsent sind. Hier gibt es auch
Einwanderungsgesetze, die eher den Kriterien des Nutzens oder der
Rassendiskriminierung zu entsprechen scheinen, als dass sie die Menschenrechte
und die Menschenwürde wahren.
Deshalb
[...]unterstützen wir das Engagement Nürnbergs, der „Stadt des Friedens und der
Menschenrechtre“, für die Erfüllung eines historischen Auftrags: ausgehend von
der Achtung der Menschenrechte zum Aufbau des Friedens in der Welt beizutragen.